Morten Ramsland / Vitali Konstantinov: Ungeheuer!

Eine Funktion von Literatur war es schon immer den Menschen durch Erfindungen einen Spiegel vorzuhalten. Unter diesem Zeichen steht auch „Ungeheuer“ von Morten Ramsland, das im Herbstprogramm 2007 des Boje-Verlags erschienen ist. Es zeigt, wie Kinder sich fühlen, welche Verhaltensweisen sie entwickeln und was sie sich wünschen, wenn ihre Eltern sich streiten.

Peter fühlt sich dann am sichersten im Schrank unter der Spüle, wo es zwar Asseln und Silberfischchen zu geben scheint, dunkel ist, zugleich aber auch warm und gemütlich. Seine Eltern belegen sich indessen mit den unglaublichsten Schimpfwörtern und Vorwürfen. Peter bekommt davon Bauchschmerzen, kaut an den Nägeln… und zeichnet kleine Ungeheuer mit spitzen Zähnen. Er selbst hat keine Angst vor ihnen. Doch diese Biester entwickeln ihr Eigenleben und werden mit jedem Streit der Eltern größer. Sie bedrohen die Eltern so stark, dass sie schließlich Frieden schließen müssen.

Vitali Konstantinov hat die Geschichte zeichnerisch umgesetzt, wobei er ganz auf graphische Mittel und eine reduzierte Farbigkeit vertraut. Zunächst im Kleinen, dann im Großen nehmen die Ungeheuer die ganze Wohnung ein und können sich durchaus mit den ebenfalls ins Bildliche umgesetzten Schimpfwörtern der Eltern messen. Der Junge ist dabei zwangläufig völlig aus dem Bild verschwunden. Ihm aber gelingt es, nachdem seine Eltern versprochen haben, sich zu vertragen, die Ungeheuer in den Schrank unter der Spüle zu bannen, wo sie vielleicht auf ihren nächsten Einsatz warten.

„Ungeheuer!“ ist ein Buch, das direkt in die Geschichte springt, familiäre Probleme schonungslos darstellt, die Übertreibung nutzt und die kindlichen wie erwachsenen Leser dadurch gleichermaßen zum Handeln auffordert.