Kinderbuch 9-14 Jahre

Mats Wahl: Schwedisch für Idioten

Mats Wahl ist ein Jugendbuchautor wie man ihn in Deutschland noch sucht. In der Regel wendet er sich in seinen Romanen den jugendlichen Außenseitern der Gesellschaft zu. Henke ist so ein Junge. Sein Freund und Mitschüler Kosken beschreibt ihre Situation sehr treffend: „Wir gehen auf eine Schule, in der sich manche für Naturwissenschaften entschieden haben. Die werden Arzt, Rechtsanwalt oder Chef. Dann gibt’s welche, die lernen Gesellschaftskunde, die werden auch hohe Tiere. Die schaffen es. Dann sind da noch die Medien, da gibt’s viele Blödmanner, aber sie lernen jedenfalls was. Und dann kommt nichts, und dann kommt immer noch nichts und dann kommen die Elektriker. Die lernen Plus- und Minuspole und schwarze und rote Kabel. Dann kommt nichts und dann kommt das Soziale. Dann ist da ein riesiges Loch und auf der anderen Seite von diesem Loch wüten Kinder und Freizeit. Dann kommt nichts und dann kommt absolut gar nichts und dann kommen wir. Wir sind die Idioten der Schule. Wir sind neuen Jahre zur Schule gegangen und haben nicht mal das gelernt, was die meisten schon der der Fünften können…Und jetzt hast du dich mit einem Mädchen von der Natur, das Elin heißt, zum Tanzen verabredet. Kapierst du nicht, wie unmöglich das ist?“

Mats Wahl begleitet seinen jugendlichen Helden durch zwei Wochen seines Lebens. Doch in diesen zwei Wochen sind Gegenwart und Vergangenheit so realistisch eng miteinander verwoben, dass dem Leser der Atem stockt. Henke war bemüht, sein Leben nach dem Unfalltod seiner kleinen Schwester Anni im Griff zu halten, auch wenn seine Schulleistungen kontinuierlich abfielen und er schließlich in Frau Perssons Klasse landete. Jetzt verliebt er sich in Elin und will mit ihr am Tanzmarathon teilnehmen , jetzt taucht zum ersten Mal im Leben sein Vater auf und jetzt will er ein Buch schreiben. Und immer wieder stößt er auf seine Mitschüler, die ihm sagen, das könne nicht klappen, er sei ein Loser. Ob er ein Loser ist oder nicht, das mag Mats Wahl nicht entscheiden. Aber er zeigt wie stark diese Art Hauptschüler eingebunden ist in die brutalen und grausamen Rituale der Gleichaltrigen und wie messerscharf die Verletzungen sind, die das Schulsystem ihnen zufügt.

Mats Wahl hat den ausgegrenzten Jugendlichen „aufs Maul geschaut“ wie es hier in Deutschland kaum einer tut; er zeigt Konflikte auf, die für diese Jugendlichen nicht zu klären sind und er sucht mit ihnen nach einer lebenswerten Perspektive. Seine realistischen Dialoge reißen mit und erst auf den letzten Seiten wird der Spannungsbogen bis zum Zerreißen gespannt.