Mats Wahl: Die Rache
Man kann Mats Wahls Jugendbücher immer wieder auf drei Punkte bringen: politisch aktuell, psychologisch fundiert und super-spannend. Die Titel selbst „Mauer aus Wut“, „Kaltes Schweigen“ und jetzt auch „Die Rache“ wirken leider etwas plakativ, aber dahinter verbergen sich komplex gebaute, und stringent erzählte Geschichten.
Sein neustes Jugendbuch „Die Rache“ spielt wie auch vorhergegangene Bücher vor dem Hintergrund schwedischen Nationalsozialismus. Im Mittelpunkt steht der bereits bekannte Kommissar Fors. Er wird von einer Nazi-Politikerin zu einem geheimen Treffen gebeten, auf dem sie ihm eröffnet, für den 11.09. planten die Nazis im Stockholm einen Anschlag. Weiteres solle er auf einem nächsten Treffen erfahren. Doch dazu kommt es nicht. Die Politikerin Anneli Tullgren wird überfallen und schwer verletzt. Wer steckt dahinter?
Sind es die Nazis oder spielt Anneli Tullgrens Vergangenheit eine Rolle? Vor fast 14 Jahren hat sie einen Ausländer ermordet. Seine Freundin war schwanger und brachte Zwillingsmädchen zur Welt. Eines davon, Tove, sinnt auf Rache. Auch ihre Großmutter, eine verständnisvolle Pastorin, kann die Jugendliche nicht besänftigen. Fors muss nicht nur den Überfall auf Anneli Tullgren aufklären, er muss zugleich auch ohne ihre Informationen den Anschlag in Stockholm verhindern. Und zu Zeiten finanzieller Engpässe ist dabei auch der schwedische Geheimdienst keine große Unterstützung.
Mats Wahl kennt die Sprache und Denkweise von Jugendlichen aus seiner eigenen beruflichen Praxis. Er lässt Figuren einander begegnen, wie sie unterschiedlichere Wahrheit nicht vertreten können. Die Großmutter der Zwillinge versucht Tove zu erklären, was die Rache mit ihrer Seele anstellt, ohne das Mädchen stoppen zu können. Anstelle von Tove zerbricht ihre sanftere Zwillingsschwester fast an der Schuld, die Tove auf sich laden will. Doch auch ihre Verzweiflung erreicht das Mädchen nicht, das am liebsten im Hemd ihres toten Vaters schläft und meint, ihn im Wind und Regen sprechen zu hören.
Mats Wahls Bücher zeichnen sich dadurch aus, dass es in ihnen keine wirklich guten und bösen Figuren gibt. Vom Kommissar Fors bis hin zu den Nebenfiguren, die einen ausländischen Wirt angreifen sind es alle Menschen, die in Situationen handeln, die sie stark belasten und ans Äußerste treiben, denen sie sich aber nicht entziehen können. Manchmal, wie bei Tove, verhindert ein merkwürdig blasses Glück das Schlimmste.
Mats Wahl „Die Rache“ ist im Herbstprogramm 2007 bei Hanser erschienen.