Belletristik

Martin Baltscheit / Ulf Keyenburg: Der kleine Herr Paul mag Bücher

Wir geben es zu: Unverzeihlicherweise hatte die Schreibfeder-Redaktion bisher noch keinen Kontakt zum kleinen Herrn Paul. Der kleine Herr Paul ist kleiner als Tisch und Schränke und wäre gern größer und mutiger. Er liebt den Winter und ist ein Träumer (Der kleine Herr Paul stellt sich vor/ Der kleine Herr Paul im Schnee). Vermutlich ist es so, dass man sich wirklich erst als Bücherfreund outen muss, um von der Schreibfeder-Redaktion wahrgenommen zu werden. Und das tut der kleine Herr Paul in dem neusten Band: Der kleine Herr Paul mag Bücher. Martin Baltscheit (geb. 1965) lässt um Herrn Paul eine fantastische Welt entstehen, die das Herz jedes Bücherfreundes höher schlagen lässt. Alle Möbel sind aus Büchern und der Tisch ist ein alter großer Atlas, so dass die Familie von Herrn Paul je nach gusto mal in Afrika, Amerika oder Australien frühstücken kann. Im Garten wachsen natürlich auch keine gewöhnlichen Bäume, sondern Bäume, deren Blätter man im Herbst sehr sorgfältig ernten und sortieren muss, so dass man dann ein Buch zusammen bekommt. Kein Wunder, dass sich so jemand empört, wenn der Dichter seinem Buch ein falsches Ende verpasst.

Der kleine Herr Paul hat etwas vom Herrn K., etwas von Kafka und von der Fantasie Michael Endes und ist doch eine ganz eigene Persönlichkeit. Bücherfreunde werden sich nach dem Titel und den ersten beiden Geschichten sicher noch mehr aus der bibliophilen Welt des Herrn Paul wünschen, doch es schließen sich andere Geschichten an. In ihnen geht’s um die Probleme mit der eigenen Größe, um schlechte Tage und verlorenes Lachen. Probleme, die viele kennen und die hier wie im Märchen humorvoll gelöst werden. Manchmal scheint es zu helfen, wenn man seine Probleme ganz prosaisch nüchtern und wortwörtlich nimmt, um ins Reich der Fantasie hinüber zu gleiten und neue Aus- und Einsichten zu bekommen. Eine besondere Geschichte dafür ist die vom unsichtbaren Zug.

Die Geschichten vom kleinen Herrn Paul sind als Taschenbuch bei Bloomsbury im Berlin-Verlag erschienen.