Sachbuch

Kai Witzlack-Makarevich, Coretta Storz, Nadja Wulff (Hrsg): Von Alfons Zitterbacke bis Zonen-Gabi

Auf dem Bücherfest im Juni 2023 auf dem Bebelplatz waren wieder auffallend viele Verlage da, die Titel zur DDR-Geschichte präsentierten. In Interviews mit Jugendlichen fällt auch zunehmend auf, dass 14 – 18Jährige oftmals nicht mehr als den Mauerfall mit der DDR verbinden, obwohl es doch das Land ist, aus dem viele ihrer Eltern und Großeltern stammen. Und wenn nicht, so sollte doch die Schule grundlegende Kenntnisse vor allem in der 9. und 10. Klasse im Geschichtsunterricht dazu vermitteln. Sie scheint – wie auch mit manchem anderen – damit überfordert.

Das Buch aus der Edition Noack & Block könnte dazu beitragen die Kenntnisse aufzubauen. Es bietet lexikamäßig einen Einblick in „Elf 99 Kapiteln“ über die DDR an. Das soll heißen: 110 Abschnitte darüber, was den Alltag in der DDR bestimmte. Die Texte stammen aus verschiedenen Federn, zumeist aber von Kai Witzlack-Makarevich, der Slawistik, Politikwissenschaft und angewandte Sprach- und Übersetzungswissenschaft in Leipzig studierte und im Fach Polonistik in Jena promovierte. Er ist DAAD-Lektor an der Universität Ostrava (Tschechische Republik). Welche Stichworte gehören nun zu denen, die die Herausgeber ausgewählt haben? Dabei sind aus dem Bereich der Kultur z.B. die DEFA, Die neuen Leiden des jungen W., Nackt unter Wölfen und Dean Reed, der als „roter Elvis“ anstatt als „singender Cowboy“ tituliert wird. Es gibt die so begehrte „Bückware“, die Kaufhalle und den Delikat. Die Bildungspolitik findet man unter dem Stichwort POS. Sie wird mitgeprägt durch die Jungen Pioniere und Freundschaft. Egal ob es sich eher um einen untergeordneten Begriff oder um eine wichtige Weichenstellung handelt, jeder Eintrag ist mit einem schwarz/weiß-Foto illustriert und 1½ Seiten lang. Es wird in sachlichem Stil versucht, die Begriffe zu erklären. Ein bisschen mehr Leichtigkeit hätte den meisten dabei gut getan.

Wenn man das Buch gelesen oder auch nur durchgeblättert hat und aus dem „Osten“ stammte, fallen einem noch viel mehr Begriffe ein, z.B. der Tränenpalast, NARVA oder die Patenbrigaden, die man auch noch gern aufgenommen oder für einen zweiten Band vorgesehen hätte. Denn eines ist sicher: Wir brauchen nicht nur das Erinnern an das III. Reich, sondern auch an die DDR.

Das kleine Lexikon zur DDR (ISBN: 978-3-868- 13118 -5) ist für 18,- Euro im Trabi-blauen Hardcover erschienen.

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