Joachim Ringelnatz / Christine Sormann: In Hamburg lebten zwei Ameisen

Als „ein Schulrüpel ersten Ranges“ wird Ringelnatz, damals noch Hans Gustav Bötticher, auf seinem gymnasialen Abschlusszeugnis bezeichnet. Heute hingegen gibt es kaum jemanden, der nicht das eine oder andere Gedicht von ihm kennt. Sehr viele das Gedicht der Hamburger Ameisen, die nach Australien reisen wollten. Man könnte meinen, sie trügen etwas von ihrem Schöpfer in sich, der sich nach der Schule auch als Seemann durch die Welt geschlagen und in etwa 30 Berufen als Hilfsarbeiter tätig war, bis er sich seiner künstlerischen Laufbahn hingab.

Mit dem spaßig illustrierten Gedichtband aus dem Lappan-Verlag „In Hamburg lebten zwei Ameisen“ lassen sich Kinder mühelos an die (Nonsens)-Poesie des Dichters heranführen. Neben dem Ringelnatzschen Humor kommt ihnen die theamtische Hinwendung zu Tieren oder skurrilen Gegenständen wie dem Bumerang sehr entgegen. Ringelnatz lässt seine Tiere (oder Gegenstände) bewusst agieren und sprechen. Und wo das noch nicht langt, da baut er wie in „Das Lied von der Hochseekuh“ lautmalerische Ausrufe ein, in die die kindlichen Zuhörer gern einstimmen.

Christine Sormann hat die Verse in klaren Formen und Farben ebenso liebevoll wie humoristisch umgesetzt. Oft braucht es nur wenige Ausschnitte der Gegenstände oder Tiere, um die Komik der Gedichte wiederzugeben. Dabei scheinen ihr besonders die romantischen Momente von Gedichten wie „Im Park“ („Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum/ still und verklärt wie im Traum“) oder „Das Samenkorn“ am Herzen zu liegen.

Lappan setzt mit Ringelnatz seine Bilderbuchreihe mit humorvollen Gedichten großer Lyriker fort. es ist im Herbstprogramm 2012 erschienen und für 12,95 Euro erhältlich.