Isobelle Carmody: Kleines Elfenkind
„Kleines Elfenkind“ ist ein Buch, das beeindruckt, noch bevor seine Geschichte beginnt. Öffnet man das kunstvoll gefaltete Seidenpapier, mit dem es eingeschlagen ist, überrascht ein samtiger roter Einband mit Silberprägung. Er ist quasi das Kleid für eine fantastische und zugleich ökologisch ausgerichteten Roman, vor allem für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren, denen auch der 1 1/2zeilige Abstand im Textbild das Lesen erleichtert.
Im Mittelpunkt steht der kleine Elfentroll Elfenkind, nicht größer als eine Dreijährige, die in einer kleinen Wildbrache mit sieben altehrwürdigen Bäumen mitten in der Stadt lebt. Haus- und Wildtiere kommen zu ihr, um sich von kleinen und großen Wehwehchen heilen zu lassen.
Eines Tages berichtet ihr Freund Rabe dem Elfenkind von einer Menschenmeute, die Bäume verbrennt. Das treue Pony Braunchen bestätigt dem Elfenkind, dass die Menschen meist dumm und gierig sind. Elfenkind fürchtet um ihre Umwelt und macht sich auf den Weg zur weisen Eule, um sich Rat zu holen, wie die Menschen aufzuhalten sind. Doch mit einem einfachen Rat ist es nicht getan, stellt die Eule fest. Wenn Elfenkind wirklich etwas wirken will, muss sie auf einen Friedhof am Rand der Stadt eine Erdspalte mit Erdmagie suchen. Wie soll das der kleinen Elfe gelingen, die nur auf ungepflasterten Wegen laufen kann, um ihre Kraft nicht zu verlieren, die den Menschen nicht traut und auch nicht den geheimnisvollen Schleichern und Trollen in die Hände fallen darf? Wie in jedem guten Märchen gelingt es Elfenkind nur mit Hilfe ihrer Freunde, vor allem dem kauzigen Raben, der den Überblick behält und dem sein Leben einsetzenden Straßenkater Thymian, der nicht von Elfenkinds Seite weicht.
Die Verbindung von Buchgestaltung, Fantasie und Ökologie macht das Buch zu einer kleinen Besonderheit auf dem Kinderbuchmarkt und tröstet auch über einige Längen im Erzählfluss hinweg, die vielleicht auch nur reiferen Lesern auffallen. Kinder werden ihre Freude an der Elfensicht auf unsere Umwelt haben und miträtseln, was sich wohl hinter einem Schnabelhaus oder den von Menschen gehaltenen Bestien verbirgt. Sie werden Elfenkind dafür lieben, dass es seine Angst überwindet und sich der Bedrohung der Bäume stellt, um seine kleine heimatliche Wildnis zu retten.
„Kleines Elfenkind“ ist Ende 2006 bei cbj, dem Kinder- und Jugendbuchverlag der Randomhouse-Gruppe erschienen.