Belletristik

Hartwig Hochstein (Hg): Stammtischmorde – 9 Leipziger packen aus

Schreiben ist ein einsames Geschäft, dem kann nur förderlich sein, ab und an gemeinsam am Autorenstammtisch zusammen zu kommen. So geht es auch Leipziger Krimi-Autoren aus der Krimischreiber-Vereinigung „Syndikat“, die dabei einen „Mordsplan“ aushecken: Eine Krimi-Anthologie soll entstehen. Für einige wie Mandy Kämpf oder Matthias Seydewitz ist es neues Terrain. Mändy Kämpf hinterfragt in ihrem Kurzkrimi die Rolle einer Polizistin und kommt zu einem unerwartetem Schluss. Bekannter sind da schon Jan Flieger seit DDR-Zeiten oder Andreas Stammkötter. Gerade bei Jan Fliegers Kurzkrimis hätte man sich aber mehr Stilsicherheit und Spannungsaufbau gewünscht. In seinem ersten Text erkennt ein Vater unerwartet nach Jahren die Stimme des Mörders seiner Tochter wieder und will spontan handeln. Auch der zweite Text überrascht nur wenig. Er bleibt im Autorenmilieu und inszeniert die Rachepläne eines Autors gegen einen hochstapelnden Literaturagenten. Die Autorin Sophie Sumburane gibt ihrem Kurzkrimi einen ernsten Hintergrund: Ausländerfeindlichkeit. Ihr ironischer Erzählstil und der überraschende Plot lesen sich in einem Zug hinweg.

Getragen wird der kleine Band wie nicht anders zu erwarten vom Altmeister der deutschen Gegenwartsliteratur Erich Loest. An seinem Text haben die Freunde klassischer Krimis Spaß. In geschlossener Runde in einem Restaurant wird Falciera, der Kandidat einer Quizshow ermordet, ohne dass einer der zahlreichen Zeugen etwas bemerkt zu haben scheint. Der etwas altmodische Kommissar Fellini wagt sich hinter die Kulissen des Showbusiness und deckt nicht nur den Mord auf. Besonders für Loests Beitrag lohnt der Kauf des schmalen Bändchens für 12,00 Euro aus dem Leipziger fhl-Verlag. Hartwig Hochstein, seines Zeichens Krimifreund und Rezensent, wurde gebeten als Herausgeber zu vereinen, was so ganz unterschiedlich daher kommt.