Gudrun Feltmann-von Schroeder: Die Kunst, mit dem Hund zu reden

Wer von seinem Hund Respekt erwartet, es aber ablehnt, ihn nach alter Schule zu drillen, der wird mit diesem Hunderatgeber glücklich.

Gudrun Feltmann – v. Schroeder, inzwischen Leiterin eines wissenschaftlichen Instituts für Hundetraining, ist der Überzeugung, dass der Hund aus Respekt und nicht nur aus Unterwürfigkeit und Angst gehorchen kann. Letzteres hat die Hundeausbildung gerade der großen Gebrauchshunderassen jahrhundertelang bestimmt. Mit einem gewissen Erfolg, so muss man einräumen. Aber Gudrun Feltmann stellt sich dem Anspruch, den Weg forthin für das Tier akzeptabler und vor allem freudvoller zu gestalten. Nicht der Hundetrainer irgendeines Hundeplatzes ist dafür verantwortlich, wie unser Hund ausgebildet wird, sondern wir selber sind es, die den Trainer auswählen und in seinem Weg bestätigen oder ablehnen.

Der Feltmannsche Weg basiert auf ihren Studien mit jungen Wölfen und Dingos (verwilderten australischen Hunden). Sie wurden von ihr ebenso wie ihr großes Haustier-Hunderudel beobachtet und zeigten ein erstaunliches Sozialverhalten: konsequent eingesetzte, meist gewaltfreie Drohgesten. Diese waren eindeutig zu unterscheiden von den Jagdgesten (wie dem Schütteln des Beutetieres am Nacken).

‚Welche dieser Gesten nun haben Auswirkungen auf die Art unseres Umgangs mit dem Hund?’, ist die Frage. Eines der Schlüsselwörter ist für Gudrun Feltmann z.B. die Individualdistanz zum Hund. Bereits ein kurzes, deutliches Hinzutreten auf den Hund ist eine Drohgeste, das vorsichtige zur Seite wegtreten, wenn er hört, eine Belohnung, die natürlich durch Leckerlis verstärkt werden kann. Halti und Halsband sichern zwar Kontrolle, stellen aber einen Vertrauensbruch aus Hundesicht dar. Als absolute Drohgeste wird der ruhige Griff unter die Kehle empfohlen.

Der im Kosmos-Verlag erschienene Ratgeber ist gut verständlich geschrieben. Mit der wissenschaftlicher Gründlichkeit und Ruhe legt Frau Feltmann im ersten Teil ihre Beobachtungen der verschiedenen Welpengruppen und grundlegende Definitionen zum Unterschied von „Rudel“ (familiäre Gruppe), „Sammelgruppe“ (zufällig zusammengesetzte Gruppe), Rangordnung u.a. dar, ehe sie zu den daraus abgeleiteten Erziehungsmethoden kommt. Ebenso wie die klare Sprache zeigen die Fotos und Fotoserien ihre Nähe zum Tier. Vehement tritt sie dafür ein, die Würde und den Respekt dem Hund gegenüber zu wahren, wenn man gleiches auch erwartet. Immerhin ist der Mensch das intelligenter entwickelte Lebewesen und sollte deshalb in der Lage sein, die natürliche Körpersprache des Hundes unterstützend für seine Forderungen einzusetzen.