Fritz Riemann: Die Fähigkeit zu lieben

Es geschieht selten, dass es ein Psychologe versteht, sich in die Herzen der Menschen zu schreiben. Mit seinem Standardwerk „Grundformen der Angst“ ist es Fritz Riemann gelungen. 1979 ist der Autor verstorben, aber Mitarbeiter und Bekannte haben seinen Nachlass gesichtet und sich bemüht, ihn für die Nachwelt aufzubereiten. U.a. ist dabei das Büchlein „Die Fähigkeit zu lieben“ entstanden, das zuerst im Kreuzverlag mit 5 Auflagen erschienen ist, dann durch den Ullstein Verlag übernommen wurde und nun im Reinhardt Verlag vorliegt. Die vielen Ausgaben zeigen bereits, wie sehr das Thema und der Autor die Menschen ansprechen.

Wie immer stellt Riemann den Zusammenhang her zwischen den ersten Erfahrungen des Kindes – in diesem Fall in Bezug auf die Liebe – und seinem späteren Verhalten als Erwachsener. Riemann untersucht die die menschliche Liebesfähigkeit prägenden Phasen im Kleinkind- und Schulkindalter und entwickelt Schlüsse auf die Ängste der Menschen in ihren erwachsenen Beziehungen. Mit viel Verständnis für die Probleme Liebender schildert er die Hürden, die zwischen Paaren stehen und deutet Wege zu ihrer Überwindung an. Wer „Grundformen der Angst“ studiert hat, der wird sich freuen, dass er vor allem im letzten Kapitel deutliche Rückschlüsse auf diesen Longseller findet. Riemanns Buch verfolgt konsequent einen ressourcenorientierten Ansatz der systemischen Therapie.