Elli Radinger / Günther Bloch: Wölfisch für Hundehalter

Elli Radinger beobachtet seit fast 20 Jahren das Verhalten von wilden Wölfen im Yellowstone-Nationalpark, Günther Bloch ist einer der bekanntesten Wolfs- und Hundeexperten, der neben den Wölfen auch verwilderte Straßenhunde und ihr Gruppenverhalten beobachtet hat. Beide sind excellente Autoren, die es verstehen, ihre Erfahrungen anschaulich und spannend dem Leser zu vermitteln. Der Kosmos-Verlag hat 2011 ihr Buch „Wölfisch für Hundehalter“ herausgegeben. Aufgeklärte Hundehalter wissen schon lange: Das genetische Erbe des Wolfes lässt sich nur bedingt im Hund steuern. Weniger klar dagegen ist, was dieses Erbe ausmacht. Über das Raubtier Wolf kreisen immer noch Vorurteile, die aus Märchen und Schauergeschichten stammen. Dabei zeigen Wölfe im Familienverband ein ausgesprochen soziales Verhalten, das der Hundehalter für sich nutzen kann.

Mit diesem Ansatz entwickeln Bloch und Radinger den Dreischritt, der ihr Sachbuch trägt: Behauptet wird – Fakt ist – Bedeutung für den Hundehalter. Viele Vorurteile über den Wolf greifen die Autoren auf und widerlegen sie durch ihre Beobachtungen an den Yellowstone- und Bowtalwölfen aus den USA. Die Beobachtung dieser Wolfsgenerationen ist insofern bedeutsam, als dass es sich hier um frei lebende Familienverbände und nicht um Gehegewölfe handelt, die z.T. an den Menschen gewöhnt sind und nicht die Möglichkeit haben, einander auszuweichen. Das Verhalten solcher Wölfe unterscheidet sich von den frei lebenden Tieren beachtlich.

Die wohl überraschendste Erkenntnis für die Hundewelt dürfte wohl diejenige sein, dass man sich vom Begriff des Alphawolfs verabschieden muss. Tatsächlich leben Wölfe in sozialen Familienverbänden zusammen, wo den Elterntieren aufgrund ihrer Erfahrungen von jüngeren Tieren großer Respekt gezollt wird. Oftmals auch noch in einem Alter, in dem die Elterntiere krank, schwach oder verletzt sind. Die Eltern sind vor allem Entscheidungsträger in wichtigen Situationen, können ansonsten aber auch älteren Geschwistern die Aufsicht über eine neue Generation übertragen oder sogar über manchen jugendlichen Schnösel und sein Aufmerksamkeitsstreben hinweg sehen. Aus den sozialen Anlagen des Wolfes leiten die Autoren sowohl Erziehungshinweise als auch einen moralischen Anspruch an die „Ersatzfamilie Mensch“ des Hundes ab. So wie eine Wolfsfamilie ihre alten und kranken Tiere nicht verstößt, sollte es auch der Hundehalter nicht tun. Anders als manche modernen Hundetrainer empfehlen die Autoren dieses Buches zwar Gelassenheit, aber nicht völliges Ignorieren von unerwünschtem oder falschem Verhalten. Der Schnauzengriff z.B. ist zur Erziehung jüngerer Hunde zeitweilig durchaus angebracht, der so genannte Alphawurf allerdings abzulehnen, da er die Tiere eher verunsichert.

Neben dem ausgesprochen gut lesbaren Stil mit seiner leserfreundlichen Gliederung tragen auch die Fotos der beobachteten Wölfe und Hunde sehr zur Attraktivität des Bandes bei. Bloch/Radinger, „Wölfisch für Hundehalter“, ist im Kosmos Verlag erschienen und kostet 19.95 Euro, (ISBN 987-3-440-12264-8).