David Almond: Mein Papa kann fliegen
Bereits „Feuerschlucker“ bestach vor allem mit seinen starken jugendlichen Helden. Die Heldin aus „Mein Papa kann fliegen“ ist um einige Jahre jünger, etwa 8 Jahre alt, aber genauso stark wie die Jungen aus „Feuerschlucker“ und darüber hinaus trifft auf sie wohl die Bezeichnung „zauberhaft“ zu, obwohl sie nicht zu den fantastischen Heldinnen von Kinderbüchern gehört. Von ihrem Glanz profitieren übrigens auch die Nebenfiguren wie ihr Vater und sogar Tante Doreen, der im Buch eigentlich eher die unsympathische Rolle zugedacht ist. Doch der Reihe nach.
Lizzys Papa ist nicht wie gewöhnliche Väter, denn seit Lizzys Mutter gestorben ist, verhält er sich merkwürdig. Er träumt davon, den großen Menschenvogel-Flugwettbewerb zu gewinnen, bastelt ständig an einem Federkleid für sich und beginnt sogar Käfer und Würmer zu essen, nur um leicht genug für seinen Flug zu werden. Das tägliche Leben, in dem er Lizzy zur Schule schicken müsste, geht völlig an ihm vorbei. Und das, obwohl doch gerade Vogeleltern die besten Eltern der Welt sind. Tante Doreen kümmert sich etwas um die beiden, aber auch ihre herrlichen Mehlklöße, können Lizzys Papa nicht aufhalten. Im Gegenteil, Lizzy entschließt sich, ebenfalls beim Wettbewerb mitzumachen: getragen von einem einmaligen Federkleid, Selbstvertrauen und Liebe. Damit gewinnt sie ein wenig die alte Zeit zurück, in der sie mit Papa ein Gartenhaus bastelte. Im Gegensatz zu ihrem Vater ist es Lizzy nicht wichtig, den Wettbewerb zu gewinnen, sondern etwas mit ihm gemeinsam zu machen.
Zwischen all den merkwürdigen Vögeln aus aller Welt, die auf Gummibänder und Feuerwerkskörper setzen, starten sie schließlich beim Wettbewerb, dem sich dann auch nicht Tante Doreen entziehen kann.
David Almond erzählt in mehrfacher Hinsicht eine Geschichte aus einer anderen Welt. Es gelingt ihm, Themen zu berühren, die in Kinderbüchern nur selten aufgegriffen werden. Wie gehen Kinder damit um, dass ihre Eltern entrückt sind. Ist die Beziehung zwischen ihnen in Ordnung, spielt es scheinbar keine Rolle. Aber Nebenfiguren wie die Tante oder der Lehrer bekommen eine wichtige Aufgabe: sie müssen sie liebevoll begleiten. Manchmal wird auch sie das ein wenig verändern.
Geniale Bilder für den sehr aktionsreichen Text hat Polly Dunbar gefunden. Sie lässt die Figuren schweben und verleiht selbst ihren Stürzen etwas Bezauberndes. Für seine Jugendromane wurde David Almond mit vielen Auszeichnungen geehrt. „Mein Papa kann fliegen“ dürfte auch noch mehr hoffen können.