Das schönste deutsche Wort
Der Charme von Wörterbüchern hält sich im Allgemeinen in engen Grenzen. Er wächst mit der Anzahl der eingetragenen Stichworte und beschränkt sich auf deren alphabetisch korrekte Ordnung.
Ein ganz anderes Exemplar legt der Max Hueber Verlag vor. Es dokumentiert den internationalen, im Sommer 2004 durch den Deutschen Sprachrat veranstalteten Wettbewerb um „Das schönste deutsche Wort“.
Die Teilnehmer kamen aus aller Herren Länder und aus allen Altersklassen (6 Jahren bis 98 Jahren). 22 000 Worte wurden durch sie vorgeschlagen und charmant, witzig oder ironisch begründet. Natürlich bekam die „Liebe“ die meisten Nennungen, aber die Jury aus Sprachwissenschaftlern und Künstlern zeichnete aus, dass sie nicht nur die Quantität bewertete, sondern auch die Qualität der Begründungen. So wurde „Habseligkeiten“ zum schönsten deutschen Wort gekürt. Im Buch – und auch das zeichnet die Jury aus – steht es nicht an erster Stelle, ebenso wenig wie die mit A beginnende Auslegeware von Loriot. Das Wort „Hauch“ darf den Band eröffnen, weil es „nichts weiter ist als eine sanfte, kleine Andeutung einer positiven Vorstellung. Dem Wort wohnt eine Utopie inne … wie ein sanfter Schleier verhüllt es eine Wahrnehmung … hauchen wir den Schleier an, dann könnte er sich heben“, begründet Detlef Passeick seinen Vorschlag. Fast noch schöner als die Erläuterungen der Erwachsenen sind die Begründungen der Kinder für die von ihnen gewählten Worte. So kürt Michael Mendler (10) Das Wort „Blütenstaub“ zu seinem Favoriten. Denn „er richt (sic) so herrlich und es entsteht daraus sehr leckerer Honig … man könnte stundenlang davor sitzen und nichts tun. Und weil der süße Blütenduft aus dem grauen Wort Staub etwas wunderbares macht.“ Von einigen Kindern wurden zugleich mit dem Lieblingswort wunderschöne Bilderbriefe in den Band aufgenommen, die die künstlerischen Fotoillustrationen perfekt ergänzen.
„Das schönste deutsche Wort“ richtet sich nicht nur an Sprachliebhaber, Schriftsteller oder Pädagogen. Es inspiriert einmal mehr über das Wort nachzudenken, das wir täglich im Munde führen. Die versammelten Begründungen eröffnen eine Diskussion, die sich immer aufs Neue entfachen lässt – denn eins hat der Wettbewerb deutlich gezeigt: d a s schönste deutsche Wort gibt es gar nicht.