Charles Benoit: DU bist dran!
Es gibt wenige Bücher über Jugendgewalt und Mobbing, in denen das Erleben und Fühlen der jugendlichen Helden so treffend erfasst wird wie in Charles Benoits „Du bist dran“, das diesen Sommer 2011 im cbt-Jugendbuchprogramm erschien. Es gehört in eine Reihe mit Büchern wie „Rolltreppe abwärts“ von Georg Noak“, „Erwachsene reden. Marco hat was getan“ von Kirsten Boie oder Büchern des schwedischen Schriftstellers Mats Wahl. Als ehemaliger Highschool-Lehrer kennt Benoit den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Er wählt hier die direkte Ansprache des Lesers in der 2. Person und zeigt damit, dass er sich als Autor ganz in seinen Helden versetzt und bringt diesen direkt in Kontakt zum Leser.
Der Paukenschlag steht gleich zu Beginn des Buches. Kyle schlägt mit der Flasche zu. Dass wirklich Blut fliest, kann er kaum fassen, die Konsequenzen für sein Leben kaum erahnen.
Im Folgenden wird der Weg nachgezeichnet, der Kyle zu dieser Tat führt. Im Mittelpunkt dabei steht, dass er „nur“ auf der Midland High anstatt auf der begehrten Odyssey gelandet ist. Das bedeutet, dass Kyle sich mit anderen Schülern kaum identifizieren kann, sich für begabter als sie hält, aber seine Begabung nicht ausnutzt und eine unendliche Wut mit sich herum trägt. Der einzige Lichtblick scheint die von ihm bewunderte Ashley zu sein, doch Kyle getraut sich nicht, ihr seine Gefühle zu gestehen. Statt dessen lässt er sich durch ihren belanglosen Smalltalk berauschen. Der auffällige Zack sucht Kyles Nähe und bindet ihn an sich. Er bleibt der einzige, dem sich Kyle mit seinen Gefühlen zu Ashley anvertraut, aber Zack erweist sich nicht als Freund… Was würdest Du in so einer Situation tun?, fragt der Autor den Leser.
Mit seinen kurzen leserfreundlichen Kapiteln und dem Jugendjargon ist „Du bist dran!“ ein gekonntes Buch über Machtmissbrauch und Manipulation, das das Auswahlsystem eines gegliederten Schulsystems hinterfragt und alles mitbringt, was Jugendliche von einem Psychothriller erwarten.