Astrid Nourney: Zu alt? Abgelehnt!

Die größte Kulturleistung eines Volkes sind die zufriedenen Alten. Japan. Sprichwort

Dieses japanische Sprichwort könnte eines der Motti zu dem vorliegenden Band „Zu alt? Abgelehnt!“ von Astrid Nourney sein, der im Viola Falkenberg Verlag erschienen ist. In ihm sind etwa 20 Interviews mit Männern und Frauen über 40 versammelt, die sich mit den persönlichen und gesellschaftlichen Erfahrungen des Älterwerdens in unserer Leistungsgesellschaft auseinander setzen. Daneben stehen ein kurzer historischer Abriss über den Umgang mit Alten sowie die Erwähnung vieler Studienergebnisse aus medizinischer, psychologischer oder sozialer Sicht und eine ausführliche Liste von Organisationen und Vereinen, die auch oder vor allem als Ansprechpartner für Altersdiskriminierung verstehen.

Erfahrungen im Bekanntenkreis machen es jedem deutlich: Alt ist nicht gleich alt. Doch obwohl jeder diese Erfahrung macht, reagieren fast alle Firmen zurückhaltend auf BewerberInnen mit über 40 Jahren. Können Erfahrung oder Sekundärtugenden wie Disziplin und Pflichtbewusstsein die teilweise mangelnde Kenntnis moderner Techniken oder Flexibilität ersetzen? Wann wird es für ein Unternehmen unrentabel, Arbeitnehmer spezifisch zu qualifizieren? Welche Konsequenzen ziehen die im Band Befragten aus ihren Erfahrungen?

So unterschiedlich wie jeder Einzelne mit dem Thema Älterwerden umgeht, so unterschiedlich sind auch die Strategien der verschiedenen Unternehmen mit den alternden Mitarbeitern und Bewerbern umzugehen. Auch beim Einblick in die Unternehmen streicht der Leser dabei sicher einige Klischees: so dass es bei der Lufthansa/Technik nur jüngere Mitarbeiter geben könne oder kirchliche Repräsentanten dem alternden Mitmenschen keine Beschränkungen entgegen setzen würden.

„Zu alt? Abgelehnt!“ lässt Menschen zu Wort kommen, die sich erfreulich klar und verständlich mitteilen und sich nicht scheuen, das heiße Eisen „Altsein“ anzupacken. Es sensibilisiert für das Thema Altersdiskriminierung ohne zu jammern und zu klagen, sondern kann Grundstein für ein steigendes Selbstbewusstsein sein, mit dem nicht zuletzt auch in Bewerbungsgesprächen zum eigenen Alter und seinen Stärken und Schwächen Stellung genommen werden kann.