Andreas Hartmann: Das Berliner Märchenbuch
Der marzellen-Verlag aus Köln hat verschiedene regionale Märchenbücher herausgebracht, die sich für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren als Vor- und Nachbereitung einer Reise in die jeweilige Stadt lohnen dürften.
Wie sieht nun Berlin im Sagenspiegel Hartmanns aus? In 18 Geschichten gibt der Autor ein fantastisches Bild der Stadtgeschichte wieder. Da Berlin ja auch eine wasserreiche Stadt ist, spielen die Sagen um den Müggelsee und Dahme und ihre Fischer schon mal eine besondere Rolle. Aber auch der teuflische Spuk in manchen Wirtshäusern oder die Sagen um Handwerksberufe wie Schuster oder Schneider kommen vor. Hartmann erzählt seine sagenhaften Märchen für Kinder. Darum nimmt er es gattungstheoretisch nicht so ernst und erzählt sogar die Geschichte vom „Hauptmann von Köpenick“. In kleinen, blau eingefärbten Kästen findet sich kurz so manches Wissenswerte über die Stadt. Im Innencover zeigt ein grober illustrierter Stadtplan, wo die Geschichten beheimatet sind.
Hartmanns Stil ist fließend und bildhaft, geht über den sachlich kurz berichtenden Erzählstil den Sagen überwiegend aufweisen hinaus. Das erleichtert es den Kindern, in die Geschichten einzutauchen. Er verwendet eine klare und zugleich poetische Sprache, die die Fantasie anregt und die Charaktere lebendig werden lässt. Wohl einmalig bei der Nacherzählung der Berliner Sagen ist, dass er in die wörtliche Rede der Personen, auch den Berliner Dialekt einfließen lässt. Beeindruckend ist seine Fähigkeit, die verschiedenen Facetten Berlins – von den belebten Straßen bis hin zu den versteckten Ecken – detailreich und atmosphärisch darzustellen. Andreas Hartmann, geboren in Berlin, nahm sich schon in der vierten Klasse fest vor, Schriftsteller zu werden – und vergaß diesen Vorsatz erst einmal wieder. Sehr viel später erinnerte er sich daran. Über zwei Jahrzehnte später klopfte ganz sagenhaft eine Geschichte so vehement an, dass er sie einfach aufschreiben musste. Daraus wurde sein erstes Buch. Heute lebt und arbeitet Andreas Hartmann immer noch in Berlin, gemeinsam mit seiner Frau und ihren beiden Töchtern.
Gisela Specht (1962) hat das Buch sehr kindgerecht illustriert. Jeder Sage hat sie neben den Hauptillustrationen ein kleines Symbol gegeben, das sie auch in den Stadtplan eingearbeitet hat.
Sie hat die Fachoberschule für Gestaltung absolviert und nach einer Ausbildung zur Raumausstatterin alte Möbel restauriert, die Welt bereist und immer gemalt und gezeichnet. Seit Ende der 90er Jahre arbeitet sie als Illustratorin für Schul- und Kinderbücher.
„Das Berliner Märchenbuch“ (ISBN: 978-3-937795-65-2) ist 2023 im marzellen-Verlag für 14,95 Euro erschienen.