Susin Nielsen: Adresse unbekannt
Zu Beginn des Jahres 2024 lebten laut Statistischem Bundesamt (Destatis) in Deutschland über 500.000 wohnungslose Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche. – Der Jugendroman „Adresse unbekannt“ der kanadischen Autorin von Susin Nielsen aus dem Jahr 2018 hat somit nicht an Aktualität verloren und spiegelt – trotz der in Kanada spielenden Geschichte – auch die deutsche Realität wider.
Nachdem sie ihre Wohnung verloren haben, wohnen Felix und seine Mutter vorübergehend in einem umgebauten Minibus. Und „vorübergehend“ kann eine lange Zeit sein.
Die beiden versuchen, ihre Situation zu verbergen – vor allem, weil Felix unbedingt auf seiner neuen Schule bleiben will. Während seine Mutter sich bemüht, einen Neustart zu schaffen, muss Felix lernen, mit den täglichen Herausforderungen der Obdachlosigkeit umzugehen, ohne seine Würde zu verlieren.
Felix ist in der Geschichte nicht der bemitleidenswerte Held, sondern ein ganz normaler Junge mit Stärken, Schwächen, Humor und einer großen Portion Einfallsreichtum. Und er hat Freunde gefunden. Freunde, die einem helfen können, wenn man sich öffnet und Hilfe zulassen kann.
Und dann zeigt sich für Felix ein Ausweg aus der Obdachlosigkeit: die Teilnahme an einem Quizwettbewerb.
„Adresse unbekannt“ ist ein Jugendroman, der einfühlsam und realitätsnah das Thema Obdachlosigkeit bei Jugendlichen behandelt und hilft, für dieses oft unsichtbare Problem zu sensibilisieren. Mit ihrer klaren Sprache und viel Feingefühl gelingt es Nielsen, eine Geschichte zu erzählen, die berührt, zum Nachdenken anregt – und dabei niemals kitschig oder belehrend wirkt.
Das Buch eignet sich sowohl für junge LeserInnen ab ca. 11 Jahren als auch für Erwachsene, die ein Herz für starke Geschichten mit gesellschaftlicher Relevanz haben. Es ist im Jahr 2020 im Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus (ISBN: 978-3-8251-5226-0) erschienen.