Monika Feth: Nele oder Das zweite Gesicht
Monika Feth ist eine Autorin, die überraschen kann. Über lange Zeit ist man eher kürzeren Erzählungen von ihr in Kinderbuch-Anthologien oder Lesebüchern begegnet. Bereits dabei hat sie sich als Autorin mit großem Einfühlungsvermögen bewiesen. Immer wieder hat sie durch atmosphärische Schilderungen bestochen wie z.B. in der Geschichte, in der zwei Kinder eine Katze im Schuppen verstecken. Doch wer Monika Feth danach auf Harmloses festlegen will, der irrt. Inzwischen erwirbt sie sich einen Ruf als Autoren von Jugendbuch-Thrillern.
Einer davon ist „Nele oder Das zweite Gesicht“.
Auch hier liegt Monika Feth die atmosphärische Schilderung eines Mädchens, das mit bäuerlichem Leben groß wird und auf Kriegsfuß mit ihrem Mathelehrer steht. Ihm gegenüber umgeben ihre Großmutter, ihr Bruder Friedrich, ihr Freund David und später auch Frau Boden die jugendliche Heldin mit all ihrer Fürsorge. Denn außer Matheproblemen hat Nele noch ein weit größeres Problem: sie verfügt über Fähigkeiten, mit denen sie Unheil voraussehen kann. Nele bedrücken diese Bilder und so sucht ihre Mutter mit ihr ärztliche Hilfe. Hilfe verspricht der Parapsychologe Herr Krill. Die Familie ist sich uneins darüber, ob das zum besten von Nele ist. Nele setzt sich schließlich seinen Tests aus, obwohl auch sie von seinen Reaktionen hin und hergerissen wird. Am Ende steht die Einsicht, dass sie sich den grausamen Bildern, die sie bedrängen nicht wird verschließen können, wenn sie Unheil verhindern will.
Monika Feth gelingt es, ihre Heldin Nele zwar als zerbrechliches Wesen und dennoch erstarkendes Mädchen zu zeigen. Ihr Beispiel ermutigt junge Leser auch problematische Fähigkeiten zu erproben und an eigenen Erfahrungen zu wachsen.