Belletristik

Michael Frey Dodillet: Herrchen will nur spielen: Aufzeichnungen einer aufmüpfigen Hündin

Am dem 10. April 2012 kamen neue Staffeln des beliebten Hundecoaches Martin Rütter ins Fernsehen, aber er wurde in diesem Frühjahr dann doch von Michael Frey Dodillets zweitem Band „Herrchen will nur spielen“ überholt, der für den 26. März angekündigt, von Amazon aber schon schamlos eine Woche eher ausgeliefert wurde.

Und mindestens jeder zweite Hundehalter, der durch den Band „Herrchenjahre“ noch nicht die Illusion verloren hat, es gebe Hundeerziehung, wird sich darauf stürzen. Doch Vorsicht, diesmal wird nur in zweiter Reihe auf die Krauses (Luna-Deutsch für Hundetrainer schlechthin) verbal eingeschlagen. Doch der Reihe nach.

In „Herrchen will nur spielen – Aufzeichnungen einer aufmüpfigen Hündin“ wechselt die Erzählposition. Luna nimmt das Pseudonym Fräulein Rottmeier an und betätigt sich in dieser Rolle als Ratgeberin für ihre vierbeinigen erziehungsgeplagten Kumpels. Sie steht auf dem eisernen Grundsatz, dass sie nur Vierbeinern helfen kann, die einsehen, dass es nur vierbeinige Scheffs geben kann. Alles andere, was sich dafür hält, bezeichnet sie analog zu „Krause“ in diesem Band hemmungslos als Heinz und Trulla. Kein Wunder, wenn sie sich auch von den Krauses so merkwürdige Phänomene wie „Löschungstrotz“ oder so sinnlose Erziehungshelferchen wie die „Donnerhemden aus dem Shopping-Kanal“ einreden lassen.

Egal, ob die Vierbeiner sich über Mail, Post oder SMS an Fräulein Rottmeier wenden: sie durchschaut jeden, reagiert mal mitfühlend, lehnt verständnislos ab oder motzt hemmungslos nieder. Ihr Sekretär Dodillet kann durch die unterschiedlichen Medien mit einer großen Stilbreite spielen. Trotzdem vermisst man den prosaischen Atem, den der erste Teil getragen hat. Luna ist zwar auch und gerade als Fräulein Rottmeier Luna, aber es fehlt ein wenig die Möglichkeit mit ihrem Heinz mitleiden zu können. Möglicherweise ist man darum gerade bei „Herrchen will nur spielen“ mit dem Hörbuch besser beraten. Schreibfeder wird berichten.

Die Printausgabe von „Herrchen will nur spielen“ mit ihren unnachahmlichen Karrikaturen von Nathalie Brink geht eher in die Richtung kleines Geschenkbuch für nette Trullas aus der Welpenspielgruppe, die ihre Neugierde auf die neusten kynologischen Forschungen noch nicht verloren haben.