Markus Zusak: Der Joker

‚Seid nett zueinander’, denkt man automatisch, wenn man seine Lektüre von „Der Joker“ unterbrechen muss. Markus Zusak erzählt einen Jugendroman voll menschlicher Wärme, wie man sie in diesem Genre selten findet.

Der Hauptheld, Ed Kennedy, ist ein stinknormaler, 19jähriger Jugendlicher, der Taxi fährt, weil er mit seinem Leben nichts besseres anzufangen weiß. Er ist verliebt in seine jahrelange Freundin Audrey, die jedoch mit so vielen Enttäuschungen aufwuchs, dass sie sich auf eine feste Beziehung mit einem guten Freund nicht einlassen möchte. Und dann gehören zu ihm noch seine durchschnittlichen Freunde Marv und Ritchie und vor allem ein alter stinkender Hund namens Türsteher, mit dem Ed seinen Kaffee teilt.

Eds Leben ändert sich schlagartig, als er ein Spielkartenass mit drei Adressen in seinem Briefkasten findet. Doch die Karte ist nicht der Auftakt zu einer jener Spielrunden mit seinen Freunden, sondern der Beginn von bitterernsten Aufträgen an Ed. Als Ed die Adressen auf der Karte aufsucht, stellt er bald fest, dass die Menschen dort seine Hilfe brauchen. Ed weiß nicht, wer ihm diese und die folgenden Karten sendet, aber er kann sich ihren Botschaften nicht entziehen. Manchmal sind es Botschaften, die Ed selbst glücklich machen. So wie der wunderschönen Sophie beim Laufwettbewerb beizustehen oder die einsame, demente Milla zu besuchen, die ihn für ihren verstorbenen Mann hält. Andere Botschaften muss Ed handgreiflich austragen.

Markus Zusak erzählt eine Geschichte, in der sich jeder von uns mit seinen Wünschen und Sehnsüchten wieder finden kann. Er erzählt die Geschichte so, dass er uns anregt, nicht nur über unsere Träume nachzudenken, sondern auch zu überlegen, was unseren Nächsten fehlt und wie wir ihnen vielleicht helfen können. Daneben durchzieht Eds Sehnsucht nach Audrey den Roman wie eine wehmütige Melodie. Zu Beginn des Romans scheint Ed Audreys Ablehnung einer festen Beziehung zu akzeptieren. Doch in dem Maß, wie er an seinen Aufträgen wächst, ist er immer weniger bereit, das eigene Glück nicht zu versuchen.

„Der Joker“ von Markus Zusak ist bei cbj erschienen und nicht nur das richtige Buch um ein Jahr mit guten Vorsätzen zu beginnen, sondern auch um jederzeit wunde Herzen zu heilen.