Belletristik

Markus Stromiedel: Zwillingsspiel

Handlungsort des packenden, deutschen Politthrillers ist kein geringerer als die Hauptstadt Berlin selbst. Auf einem der bekanntesten Citybahnhöfe platzt die Bombe, sieben Menschen sterben. Mit knappen Worten nur holt Stromiedel seine Leser in eine apokalyptische Situation, die den Hauptstädtern nicht zuletzt durch die Gefahreneinschätzung des Innensenators bewusst ist.

Merkwürdig ist, dass gerade dem eher in den hinteren Reihen anzusiedelnden Polizeikommissar Paul Selig die Aufklärung des Terroranschlags übertragen wird. Bereits in seiner Kindheit stand er im Schatten seiner karriereverwöhnten Schwester, die nun Politikerberaterin ist. Will man nicht, dass der Fall gelöst wird, fragt auch der Ermittler sich selbst. Und wenn schon ein Bombenanschlag geschehen ist, so wollen doch einige machtbesessene Politiker ihren Nutzen daraus ziehen, merkt man. Stromiedel gewährt seinen Lesern einen kurzen Blick ins Hinterzimmer der deutschen Machtzentrale.

„Zwillingsspiel“ ist, wie es auch bereits der Titel andeutet, beides: Politthriller und Familiengeschichte. Der sympathische Kommissar muss bei der Auseinandersetzung mit dem Fall auch über seinen eigenen Schatten springen und seiner kühl rechnenden Schwester entschlossen entgegen treten. So nimmt ab der Mitte des Buches der Fall vor dem Hintergrund einer Lynchjustiz gegen Muslime in Kreuzberg eine überraschende Wendung.

„Zwillingsspiel“ ist zwar Stromiedels erster Roman, doch er ist kein unerfahrener Schreiber. Von ihm stammen Drehbücher zu „Stubbe: von Fall zu Fall“ (ZDF) und dem ARD-Tatort. Die am Drehbuch erlernte Handlungsorientierung tut der deutschen Kriminalliteratur gut, der Auftritt Stromiedels Helden kommt ohne größere Beschreibungen aus und zeigt sich in treffender Szenengestaltung.

Sein Krimidebüt ist 2008 im Knaur-Taschenbuchprogramm erschienen und vor allem geeignet für Leser, die spektakulären politischen Konstellationen im Krimi Unterhaltungswert zuschreiben können.