Kinderbuch 9-14 Jahre

Klaus Hagerup: Die Kaninchen singen in der Nacht

Die kleine Else ist die einzig Normale unter lauter schrägen Vögeln aller Art des Romans „Die Kaninchen singen in der Nacht“ von Klaus Hagerup (erschienen im Hanser-Verlag). Dabei hat es Else von Anfang an nicht leicht. Ihre Eltern befinden sich im hoffnungslosen Trennungskampf, vor dem Else sich in die Welt der Bücher flüchtet. Um ihre Tochter, der sie selbst nicht mehr helfen können, mehr zu erden, schicken ihre Eltern Else ausgerechnet mit dem ebenso alten wie skurrilen Onkel Robert nach Oxford. Doch auch hierbei ist Else auf sich selbst angewiesen. Onkel Robert geht nämlich zuerst verloren und als Else ihn wieder findet, mutet er sich mit seiner Meldung zu einem Wettrennen gegen Pferde mehr zu als er zu leisten vermag. Doch die kleine Else hat inzwischen in Oxford fantastische Freunde gefunden. Es sind singende Kaninchen, Rudervögel und zwei liebenswerte Jury-Mitglieder, die ihr dabei helfen, zwei Wahrheiten zu entdecken. Die eine ist: wie wichtig Märchen sind; die zweite ist wie wichtig jeder ist, der verschwinden kann.

Mit dieser Botschaft entscheidet Klaus Hagerup den Streit zwischen der Vorrangstellung von Leben und Dichtung ebenso kunstvoll wie menschlich. Dass er seine Intention erfahrbar macht für jugendliche Leser, ist die besondere Leistung des norwegischen Autors. „Die Kaninchen singen in der Nacht“ erfüllt alle Prämissen eines Bestsellers für die nächsten Jahrzehnte. Der Autor knüpft bewusst verbal an den Klassiker „Alice im Wunderland“ an. Sein ebenfalls bei Hanser erschienene Roman „Bibbi Bokkens magische Bibliothek“ ist bereits ein Insider-Tipp unter Literaturfreunden. Doch auch wenn ein Buch unter günstigen Vorzeichen geboren wird, müssen seine Figuren ihm erst das Wunder einhauchen, sich in den Herzen der Leser festzusetzen. Der kleinen Else und ihren Freunden gelingt das.