Jugendbuch

Frank Cottrell Boyce: Meisterwerk

Wer kennt schon den kleinen walisischen Ort Manod? Für ihn gibt es zunächst nicht einmal ein Ortsschild. Und diejenigen, die dort aufgewachsen sind, ziehen fort, um anderswo Arbeit zu finden, denn in Manods Bergwerk wird schon lange keine Kohle mehr gefördert. Für Dylan, den übrig gebliebenen Jungen einer Fußballmannschaft ist es trotzdem der schönste Ort der Welt. – Vor diesem Hintergrund entwickelt sich zunächst langsam, dann aber mit rasantem Tempo der zweite ereignisreiche Roman des englischen Schriftstellers Frank C. Boyce. Als London vom Hochwasser bedroht ist, lagert man nämlich die Gemälde der Nationalgalerie vorübergehend in Manods Bergwerk um. Können Kunstwerke das Leben in diesem trostlosen Ort verändern?

Sie tun es! Der doofe Tom avanciert unter ihrem Einfluss zum begnadeten Schaufensterdekorateur, die Schulkinder entwerfen ein romantisches Ortsschild, eine ehemalige Tankstelle erfindet den Picasso-Pie u.a. Kunst-Schleckereien. Und Quentin Lester, der die Kunstwerke eigentlich von der Außenwelt abschirmen will, öffnet sie für Manods Einwohner. Das allein wäre für einen Roman schon erstaunlich. Doch erinnert man sich an Boyces furiose „Millionen“, kann man vermuten, der Siegeszug der Kunst ist ihm nicht genug. Und richtig, die 10jährige Minnie, die sich schon immer für das perfekte Verbrechen interessiert hat, lassen die 25 Millionen Versicherungssummer für Van Goghs Sonnenblumen nicht ruhig schlafen. Gemeinsam mit Dylan plant sie das perfekte Verbrechen.

In erster Linie ist Boyce „Meisterwerk“ ein unterhaltsamer, von vielen unerwarteten Wendungen geprägter Jugendroman. Daneben steht aber auch die unbedingte Liebe zur Kunst und der Glauben daran, dass Kunstwerke die Menschen nicht unberührt lassen. Jedem, der daran gezweifelt hat, wird hier ein poetischer Gegenbeweis geliefert.

Frank Cottrell Boyce „Meisterwerk“ ist 2006 im Carlsen-Verlag erschienen. Der vorangegangene Band „Millonen“ wird jetzt als neue Taschenbuchausgabe vorbereitet.