Belletristik

Danielle Thièry: Der tödliche Charme des Doktor Martin

Bedeuten die roten Lackschuhe der kleinen, verunglückten Lili-Rose – deren Fall die Kommissarin Marion vor 5 Jahren abgeschlossen hat und die sie eines Nachts auf ihrem Briefkasten findet – einen Hilferuf oder eine Bedrohung? Alle Zweifel werden in Marion wach und zwingen sie, entgegen der Anweisung ihres Vorgesetzten und zunächst ohne Unterstützung ihrer Kollegen, sich noch einmal mit dem Unfall von Lili-Rose zu beschäftigen. Gerade erst hat sie Nina, die Tochter eines im Dienst erschossenen Kollegen adoptiert und erwartet selbst ein Kind und bräuchte dringend die Versetzung in einen ruhigen Verwaltungsdistrikt, da beginnt sie noch einmal in einem Fall zu ermitteln, vor deren Ergebnis ihr graut. Danielle Thièry war selber über 20 Jahre im Polizeidienst tätig und kennt das, worüber sie schreibt. Jede Seite des Romans ist vom Alltag ihrer französischen Kollegen durchzogen, was den Einstieg in diesen authentischen Thriller etwas hinzieht, dafür aber auf eine psychologisch genaue Schilderung eines Verbrechens zuläuft. Die „Sachzwänge“: Fälle zu denen keine neuen Fakten auftauchen, aus Personal- und Kostengründen nicht selbständig aufgreifen zu dürfen, machen das Buch ebenso lesenswert wie die erfahrbare Schilderung des Zwiespalts einer Kollegin zwischen Dienst und Privatleben.