Belletristik

Cornelia Lotter: Gottesgericht

Cornelia Lotters Krimis sind leider noch nicht in aller Munde. Noch verdient die gebürtige Weimarerin, die in Tübingen lebt und als Sekretärin arbeitet, ihre Brötchen als Sekretärin. Aber seit dem 1. Leipziger Krimipreis und ihren Auftritten auf der Leipziger Buchmesse mit dem Roman „Gottesgericht“ dürfte mit einer Karriere als Krimiautorin zu rechnen sein. Auf jeden Fall möchte der Leser von „Gottesgericht“ (erschienen im fhl Verlag Leipzig) wissen, wie es mit der Heldin Kirsten Stein und dem Kommissar Martin Bender weiter geht.

Die ehemalige Polizeischülerin Kirsten Stein wurde von ihrem Ex-Freund gequält und vergewaltigt. In den sechs Jahren, in denen er im Gefängnis sitzt, hat sie Zeit und baut sich eine neue Existenz auf. Sie ändert ihren Namen, verwischt alle Spuren und richtet sich halbwegs im Keller einer alten Fabrik ein. Trotz aller Vorsicht nimmt dieses neue Leben eine drastische Wende als Klienten von ihr ermordet und ihre Freundin vergewaltigt wird. An den Tatorten findet sich nur eine Spur: Bibelzitate, die von Verlassensein und Rache sprechen. Kirsten Stein weiß, dass sie sich vorsehen muss. Soll sie dem Hauptkommissar ihre Identität offenbaren und damit auch mühsam verborgene Spuren bloßlegen oder kann sie mit der Bedrohung selbst fertig werden? Besonders brisant wird es, als es ihrem Verfolger gelingt, aus Kirsten Stein nicht das Opfer, sondern die Täterin zu machen.

Cornelia Lotter hat ihren Roman wie viele andere Autoren zum Leipziger Krimipreis 2012 eingereicht und die Jury war sich einig: „Gottesgericht vereint die Elemente des Psycho-Thrillers und der klassischen Kriminalgeschichte aufs Trefflichste. Die Protagonisten – Täter, Opfer, Ermittler – sind extreme Persönlichkeiten, deren Handlungen dennoch logisch und nachvollziehbar bleiben.“ Die Redakteurin des MDR Figaro verglich die Hauptheldin Kirsten Stein mit Stieg Larssons Lisbeth Salander. Das einzige, was der Autorin vorzuwerfen wäre, dass sie doch drei bis vier Sätze über das Ende der packende Story hinausgeschrieben hat und ihr dramatisches Ende süßlich aufweicht. Doch das vergisst sich bei dem Gesamteindruck von Authentizität und Spannung schnell. Nicht nur Freunde des Leipziger Regionalkrimis dürften sich über den neuen Namen in der Krimiszene freuen.