Olaf Niedersätz

  • Geboren 1964.
  • Der Autor ist Berliner Antiquar. In dieser Eigenschaft beschäftigt er sich vor allem mit verschwindenden und verschwundenen Dingen. Er ist also ständig auf der Suche. Das größte Ereignis seines Lebens war die Geburt seines Sohnes. Das war doch einmal eine Findung.

Besuche mich in meinem
Zwischendurch
Wir machen Tee
und schauen den Fliegen zu beim
Vögeln

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Unbekanntes

Zögernd kommt es näher
verhalten der Griff
ein dunkler Nebel an einem
Morgen
Groschenwitz in einer
Zeitmaschine
es ist da
in einer Ecke liegt es und
beobachtet mich
Möwenschreie
verjagen es für Minuten

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alles was ich von dir weiss

alles was ich von dir weiss
ist erfunden und erdacht
ist der traum eines abends
ist der sturz durch eine nacht

alles was ich von dir weiss
steckt in diesem kurzen brief
schwebt vielleicht irgendwo
zwischen unsren städten

mit den augen hab ich dich
beschützt
kurze zeit
mit den augen hab ich dich
umfangen
in gedanken

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Verwertung

ich sammle die Aufmerksamkeiten
die mir zuteil werden
sie sind mir gar nicht gleichgültig
ich beobachte meinen Körper
ich beobachte andere Körper
ich deute die Zeichen
ich verwerfe die Deutungen

Nein ich kenne das Ende nicht!
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1999

Das war das Jahr als ich mich
entschloß Vater sein zu wollen,
als zu wenige meine Liste gegen
den Krieg unterschreiben wollten,
als ich überlegte das die Frühlinge
meines Lebens mit Sicherheit an
einer zweistelligen Zahl darstellbar
wären.

Damals hätte ich so gern ein
Antikriegsgedicht gemacht.
Es ist mir nicht gelungen.

Alle Rechte für die vorstehenden Texte liegen beim Autor selbst.